Dienstag, 14. November 2006

Zusammenfassung Kerres

Zusammenfassung Kerres S. 135-144

Kapitel 2 der Monographie von Kerres befasst sich mit den Zielgruppen für die Lernangebote entwickelt werden sollen und mit den Merkmalen, die diese Zielgruppen aufweisen. Kerres definiert zunächst die Zielgruppen und teilt sie in ein grobes Schema ein:
  • Private Bildungsnachfrage:

Unter diesem Punkt sieht Kerres Teilnehmer eines Lernangebotes, die sowohl Käufer, wie auch Nutzer (Nachfrager) des Mediums sind. Diese Gruppe handelt aus privatem Interesse heraus, da sie zum einen Käufer, zum anderen Nutzer ist. Produzenten von Bildungsmedien für diese Gruppe sind Verlage, Softwarehäuser oder Rundfunk- und Fernsehunternehmen. Kerres empfindet die Produkte für diese Gruppe als schwierig zu definieren, da auf diesem Marktsektor ein Wettbewerb besteht und häufig der ästhetische Gesichtspunkt des Produkts mehr im Vordergrund steht, als der didaktische Gesichtspunkt. Dies könnte auch der Grund für die geringe Akzeptanz von bildenden Medien auf dem Markt sein. Somit steht die kurzfristige Vermarktbarkeit (mit oben genannten Nachteilen) der langfristigen Durchsetzung dieser Medien im Weg.

  • Standardlösungen für Bildungseinrichtungen:
Treibende Kraft in dieser Gruppe sind sogenannte Medienproduzenten, die die Produktion eines Lernmediums initiieren, wenn sie einen Markt (z.B. Schulen) dafür sehen. Die Zielgruppen zeichnen sich durch eine gewisse Homogenität aus (z.B. Physikklasse im Gymnasium) und entsprechende Vorkenntnisse, sowie Lernziele und Vorraussetzungen. Kerres betont dennoch, dass die Definition der Zielgruppe breit genug sein muss, damit das Produkt auch verkauft wird, da es sonst zu einem Nischenprodukt für eine zu kleine Zielgruppe verkommt. Der Kaufpreis einer „Allround“-Lösung ist in der Regel niedriger als eine Maßanfertigung. Wichtiger ist jedoch die Qualität und ob das Produkt zur Lösung der Anforderungen beträgt.
  • Auftragsproduktion für Bildungseinrichtungen:
Bei dieser Variante ist der Käufer gleichzeitig Investor und arbeitet eng mit dem Mediendesigner zusammen. Bei dieser Variante wird eine Lösung für eine spezielle Anforderung entwickelt (sog. structural systems developement). Die Anwendung ist somit präzise auf die Problematik (Lernziel) der Organisation zugeschnitten. Ebenso werden hier detaillierte Kosten-Nutzen Überlegungen notwendig. Aufgrund des speziellen Lernziels ist es bei dieser Gruppe möglich die Zielgruppenmerkmale genauer zu definieren.
Im folgenden Abschnitt werden die Merkmale definiert, mit denen sich eine Zielgruppe treffend charakterisieren lässt. Folgende Merkmale werden angeführt:
  • Soziodemographische Merkmale
Unter diesen Merkmalen versteht man: Gruppengröße, geographische Verteilung, Alter, Schulabschluss, Benutzergruppen (Heimanwender, PC-Besitzer, betrieblicher Anwender usw.). Diese Merkmale sind für die Distribution des Medium auf dem Markt wichtig und haben für didaktische Überlegungen zunächst untergeordnete Wichtigkeit. (Anmerkung: Der Auffassung bin ich als Lehrer zwar ganz und gar nicht, aber Kerres sieht es eben so...)
  • Vorwissen
Je nach Vorwissen sind Inhalte und Methodik zu wählen. Jeder Lerner bringt unterschiedliches Vorwissen mit. Eine Lerngruppe hat eine schwer einzuschätzende Bandbreite an Vorwissen. Kerres postuliert, dass das Vorwissen nicht abgefragt, oder Hinweisen in der Lerneinheit ergänzt werden soll. Er erachtet die hyperstruktierierten Texte als optimal, um Vorkenntnisse zu vermitteln.
  • Lernmotivation
Kerres unterscheidet hier zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation. Intrinsisch motivierte Lerner beschäftigen sich aus eigenem Antrieb (meist Spaß, Interesse usw.) mit einem Inhalt. Extrinsisch motivierte Lerner beschäftigen sich meist aus einer Notwendigkeit heraus mit einem Inhalt. Kerres stellt heraus, dass Lerneinheiten für beide Gruppen entwickelt werden können/müssen, da die Gefahr besteht, dass bei einer einseitigen Umsetzung der Lerner die Lust am Lernen verliert. Beispiel: Ein intrinsisch motivierter Lerner wird durch einer sehr kontrollierende Lerneinheit für extrinsische Lerner in seinem Explorationstrieb stark gehemmt und verliert mit großer Wahrscheinlichkeit die Lust.
  • Lerngewohnheiten
Das Schlagwortwort in diesem Abschnitt ist „individueller Lernstil“. Kerres stellt heraus, dass dieser durch eine Fülle von Faktoren geprägt ist und nur schwer definiert werden kann. Er stellt allerdings zur Aussicht, dass es als sinnvoll erachtet werden kann, wenn man die Lerner bzgl. Ihrer Arbeitsweise beobachtet. (Welche Aufgaben werden bearbeitet? Welches Angebot wird eher verwendet? Bilder, Texte? Usw.) Kerres beschreibt abschließend, dass die Lernstile als Kontrapunkte beschrieben werden können: konkret vs. abstrakt und vertiefend vs. oberflächlich.
  • Lerndauer
In diesem Abschnitt wird gezeigt, dass die Lerndauer ebenfalls bedacht werden muss. Bei der Entwicklung spielt diese Komponente eine Rolle, da man z.B. ein Lernangebot für ein Fernstudium nicht für z.B. wöchentlich 12 Stunden entwickeln kann, wenn den Teilnehmern nur maximal 10 Stunden zu Verfügung stehen.
  • Einstellungen und Erfahrungen
In diesem Abschnitt schreibt Kerres über die Erfahrungen der Nutzer im Umgang mit Computern. Er geht davon aus, dass durch die zunehmende Verbreitung von Multimedia-Systemen die Erfahrungen im Umgang mit diesen Systemen zunehmen und somit die Probleme bei der Nutzung zurückgehen werden. Dennoch gibt es ein paar Regeln, die man beachten sollte, um EDV-Anfängern den Einstieg zu erleichtern:
• deutliche Trennung von Schalt- und Informationsflächen
• keine eingebetteten Schaltflächen
• Schaltflächen mit realitätsnaher Metapher
• Eingabe entweder mit Tastatur oder mit Maus
• Tastatureingaben bestätigen lassen
• keinen berührungsempfindlichen Bildschirm einsetzen
• einheitliche Erscheinung des „cursor“
Diese Ratschläge sollten jedoch im konkreten Fall an die Zielgruppe angepasst werden.
  • Lernorte und Medienzugang
Im letzten Abschnitt eruiert Kerres die Verfügbarkeit der technischen Voraussetzungen bei den Zielgruppen. Er stellt heraus, dass das Mediensystem so gewählt werden muss, dass die Zielgruppe angemessen adressiert werden kann. Als Beispiel führt er an, dass für manche Personen eine Satellitenausstrahlung mit Telefon leichter zugänglich ist, als eine internetbasierte Konferenz. Weiterhin stellt er heraus, dass Printmedien für Schriftkundige das Medium mit der einfachsten Zugänglichkeit darstellen. Diese Erkenntnis leitet zum Begriff der Lernorte über, der seit einiger Zeit diskutiert wird. Es lässt sich ein Trend vom Klassenzimmer zur Ausbildung am Arbeitsplatz erkennen, da man sich eine Steigerung der Effizienz und einen besseren Lerntransfer erwartet. Problematisch bleiben nach wie vor multi- und telemediale Lerangebote, da sie von der Ausstattung abhängig sind und nur bestimmte Personengruppen diese Systeme verwenden.

Fazit von Kerres:
Kerres kommt zu der Erkenntnis, dass es problematisch ist, wenn Personen über lange Zeit hinweg bereits klassische Lernangebote gewohnt sind. Kerres sieht daher die größten Chancen dort, wo neue Zielgruppen entstehen, für die noch kein Lernangebot besteht. Wenn mediengestütztes Lernen auf konventionelle Bildungsmaßnahmen trifft, muss der Nutzen des neuen Angebotes herausgearbeitet werden und aufgezeigt werden, wie man die Lerngewohnheiten auf die neue Bildungsmaßnahme umstellt.

Dienstag, 31. Oktober 2006

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